Angstreaktion
Heute bin ich auf dem Flughafen von einem jungen Mann angepöbelt worden, dass ich meine Maske richtig aufsetzen solle. Wir standen uns in der Schlage vor dem Security Check gegenüber.
Er wurde laut, er hat mich beschuldigt, am Leiden seiner jungen Generation schuldig zu sein.
Ich war perplex. Zuerst schoss mir durch den Kopf, wir sollten darüber mal diskutieren. Aber das war natürlich Quatsch. Dann wurde ich mir der Umgebung bewusst: Ich wollte nicht vor ihm flüchten; dazu hätte ich die Schlange verlassen müssen. Ich wollte auch nicht laut werden; das hätte nur mehr Aufmerksamkeit angezogen.
Also bin ich im Grunde nur still gewesen und habe ihn angeschaut.
Jemand hinter mir hat ihn dann um Ruhe und Höflichkeit gebeten. Als es mit der Schlange weitergehen musste, konnte er nicht anders, als von mir abzulassen.
Wahnsinn!
Er hat wirklich behauptet, ich und solche Leute wie ich, würden das Leiden seiner Generation verursachen. Worin das besteht, hat er nicht beschrieben. Er war nur sehr pauschal sehr aufgebracht.
Die Situation war ein Angriff. Der war zwar nur verbal, doch mein Körper hat wie bei einem körperlichen Angriff reagiert: da ist Adrenalin geflossen. Deshalb konnte ich auch nicht so gut denken😉 Mir fiel nicht viel mehr ein, als einfach nichts zu tun und zu schweigen. Argumente oder Mitgefühl waren nicht auf meiner Palette.
Was hätte ich tun können? Wie hätte ich auf seine Angst reagieren können?
Um Mäßigung bitten. Ein höflicher und ruhiger Ton sind ein Muss. „Bitte sagen Sie mir in ruhigem Ton, was Ihr Anliegen ist.“
Klar machen, dass er nicht in der Position ist, eine Forderung zu stellen. Er kann nur bitten. „Haben Sie eine Bitte an mich?“
Wenn er eine ruhige Bitte herausbekommt, dann erfüllen - um des lieben Friedens willen; Diskussion ist nicht möglich. Wenn nicht, dann wieder auf den Ton als Vorbedingung hinweisen.
Evtl. Mitgefühl ausdrücken: „Es tut mir leid, dass Ihnen die Lage so zusetzt. Mir geht es auch nicht gut damit.“
Wenn er nicht locker lässt, zurückziehen: „Leider können Sie mir Ihr Anliegen nicht höflich und ruhig vermitteln. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.“
Ob ich beim nächsten Mal diesem Skript folgen kann? Das muss ich wohl üben.
#corona #psychologie