CO2-Obst
Neulich beim Weihnachtsbesuch in Hamburg Eppendorf. Die Auslagen der Obst- und Gemüsehändler quellen farbenprächtig vielfältig über. Das ist schön anzusehen. Gute Ernährung ist hier möglich, wenn man will.
Nach einer Sekunde der Freude konnte ich allerdings nur noch den Kopf schütteln. Was soll das? Denn wenn ich näher hinschaue, dann sehe ich ja, dass diese Farbenpracht aus aller Herren Länder knackig, aber nicht frisch in Hamburgs Läden kommt. Was darin für ein logistischer Aufwand steckt!😳
Klar, viele Menschen haben dadurch Arbeit. Das ist auch nicht schlecht - wenn die Arbeit denn vernünftig bezahlt ist. Doch wenn ich andererseits erinnere, dass aus den Haushalten um den Gemüseladen herum sicher zahlreiche Kinder auf den Fridays For Future Demos waren, dann will da für mich etwas nicht zusammenkommen.
Die SUVs der Eltern dieser Kinder passen besser zum Obstsortiment.
Aber was denn nun? Soll der Planet gerettet werden oder soll unzeitgemäßes Obst aus fernsten Weltgegenden in verschwenderischer Menge beim Grünhöker und im Supermarkt stets verfügbar sein?
Ich glaube, das geht nicht zusammen.
Wenn CO2 wirklich der Übeltäter hinter der Klimakatastrophe ist, dann gilt es, CO2 überall aufs Korn zu nehmen. Oder? Vor allem natürlich muss es sehr handfeste CO2-Reduktionen geben, die vor allem wohl in Ländern wie China, USA und Indien zu erreichen wäre.
Aber ich will auch nicht symbolische Einsparungen ausschließen. Wenn Masken Symbole sein sollen, also nur sehr indirekt helfen durch ständige Alarmierung, dann braucht es für das weit größere Problem der Klimakatastrophe auch Symbole. Das könnte u.a. der Verzicht auf Kiwis aus Neuseeland oder Kartoffeln aus Frankreich oder Mangos aus Brasilien sein oder so. Und natürlich der Verzicht auf schnelles Autofahren und hubraumstarke Autos überhaupt, wo sie keine erkennbare Funktion erfüllen wie in Eppendorf.
Ob die Klimakatastrophe wirklich am CO2 festgemacht werden sollte, sei dahingestellt. Umweltprobleme gibt es zur Genüge vom Feinstaub über Abwasser bis zu Plastikmüll. Egal jedoch, was nun bei Umwelt und Klima angegangen werden soll, ich denke, es geht nicht ohne eine Veränderung des grundlegendes Mindsets.
Die Haltung jedes Einzelnen jeden Tag muss sich ändern. Wir müssen raus aus der Gier, raus aus der Säuglingsvorstellung, dass alles ständig im Überfluss vorhanden sein muss, dass wir darauf ein Recht hätten und jemand dafür sorgen müsste.
Ohne Verzicht, ich sage mal: strategischen Verzicht, geht es nicht. Das Wachstums-, Wohlstands-, Überflussdenken, das uns in die Situation gebracht hat, die Technologiegläubigkeit, die uns all die Segnungen beschert hat, diese Grundhaltung kann uns nicht aus der Misere herausführen.
Ich habe nichts gegen Technologie. Wenn die hilft, Plastik aus dem Ozean zu holen, ist das wunderbar. Doch das ist nur eine Symptombehandlung. Das Wurzelproblem liegt woanders. Was hat denn zum Plastik geführt? Die Bequemlichkeit. Plastik ist bequem in Herstellung, Nutzung und auch beim Preis. Damit und dafür muss man nicht viel tun als Konsument oder auch Nutzer im herstellenden Gewerbe.
Bequemlichkeit, “I love Genuss sofort”, Verzichtaversion, Gier: das sind die Treiber aus meiner Sicht.
Jeder, der sich eine Welt wünscht mit natürlicherer Umwelt und normalerem Klima, ist damit aufgerufen zu überlegen, wo und wann er/sie verzichten will. Welche Gewohnheit wird mehr oder weniger symbolisch aufgegeben (oder auch durch eine bessere ersetzt)?
Wie wäre es z.B. mit der Umstellung auf einen Einkauf, bei dem nur noch saisonale, regionale, organische, handwerkliche Produkte unverpackt gekauft werden?
Das wäre zumindest ein symbolischer Beitrag. Vor allem wäre das aber auch gut für die eigene Gesundheit.
Ja, das klingt unbequem. Doch ich sehe keine andere Lösung als persönliche Veränderung zuerst. Nur Verzicht der einen oder anderen Art sendet ein Signal an Hersteller und Politik. Die Gunst muss entzogen werden, sonst ändert sich nichts.
Wozu sagst du Nein?
#gesellschaft #klima