Diese Zukunft macht mir Angst
Künstliche Intelligenz als beste Option für die Zukunft der Menschheit? Das macht mir Angst! Als ich diese Meinung bei LinkedIn gelesen habe, musste ich einen Moment pausieren. Ich war fassungslos.
Ich mag Science Fiction, ich kann staunen über das, was mehr oder weniger KI in Computern heute kann. Doch darauf die Zukunft der Menschheit zu wetten, darin die letzte Rettung zu sehen… das gruselt mich.
Die anschließende Lektüre des Artikels von Mark Lambertz konnte für mich den Schreck auch nicht mildern.
Unverständnis wird darin einer Haltung basierend auf der Aufklärung entgegengebracht, die Menschen auf ein Podest stellt und dadurch den Fortschrittsprozess verlangsamt:
elevating humans to a pedestal and slowing down progress in the process.
Ja, aber was denn sonst? Wo, wenn nicht im Fokus, auf einem Podest soll der Mensch denn stehen? Natürlich nicht allein, sondern mit allen Geschöpfen auf einer Stufe. Fortschritt ist kein Selbstzweck. Er ist ein Mittel, das dem Zweck “Mensch” unterzuordnen ist.
Wohin hat uns die Anbetung der Wissenschaft und der Technologiegötter denn gebracht? Ist Frieden auf Erden? Ist die Armut ausgerottet? Gewalt in Familien ist eine Gruselgeschichte aus vergangenen Zeiten? Unabhängigkeit und Selbstbestimmung allerorten?
Natürlich ist viel besser geworden in den letzten 250 Jahren. Dass die Menschheit jedoch seit 60 Jahren am Abgrund eines Atomkriegs steht, dass sie sich nach verbreiteter Meinung den Klimaast, auf dem sie sitzt, weitgehend abgesägt hat, dass sie im Müll erstickt, dass ihr das Trinkwasser ausgeht, dass sie durch ihre Globalisierung nach verbreiteter Meinung nun auch Pandemien eingeladen hat, unter ihr zu wüten, das ist genauso dem anzulasten, was gemeinhin als Fortschritt beschworen wird.
Und nun: Noch mehr des Fortschritts, der um die Menschheit herum Abgründe aufgerissen hat? Heute noch am Abgrund, morgen schon einen Schritt weiter? Das soll wirklich die Lösung sein? Mehr desselben? Mehr Technologie? Weiter Verantwortung an Maschinen abgeben? Echt jetzt?
Mir macht das Angst. Denn wie die Corona-Pandemie gezeigt hat, ist Technologie immer weniger optional. Sie ist kein Angebot, sondern eine Forderung. Aus dem “Du darfst von Technologie profitieren.” ist ein “Du sollst”, gar ein “Du musst” geworden. Impftechnologie, die ans Eingemachte der Menschen geht, an ihren Körper, an ihre Selbstbestimmung, sollte keine Option mehr sein, sondern eine Pflicht. Und was danach? Zu welcher Technologie werden Menschen morgen verpflichtet?
Ist das denn wirklich eine herbeizusehnende Welt, in der alles gefaket sein kann?
Recent showcases demonstrate compelling use cases for AI-powered customer care services or even personalized erotica bots, which can stand the Turing test for quite a while.
Fake news waren gestern und keine gute Idee. Morgen jedoch sollen fake personalities in Ton und auch Bild (Stichworte: Rendering von lebensechten Menschen in Echtzeit, Deep Fakes) eine gute Idee sein? Echt jetzt?
Selbst im reichen Westen vegetieren Menschen in Pflegeheimen dahin. Das ist ein technologisches Problem? Der Krieg in der Ukraine ein technologisches Problem? Schwache Immunsysteme ein technologisches Problem? Schlechte Bildung ein technologisches Problem? Grassierende Fettleibigkeit und Depression ein technologisches Problem? Wachsende Ungleich ein technologisches Problem? Armut, gar Hunger in der Welt ein technologisches Problem? Echt jetzt?
“Today in India more people die from eating too much than from eating too little. […] We can abandon the idea that scarcity is the problem, organization is the problem.”, Who Really Runs The World?, Russell Brand & Yuval Noah Harari
Nein, ganz bestimmt nicht. Wir brauchen nicht mehr gut gemeinte Erfindungen, die dann doch nicht einfach die Welt retten. Ach, wie groß war die Hoffnung, dass das Internet endlich die Sorgen der Menschheit hinwegheben würde: alle können sich bilden, alle haben Zugang zu Entscheidungsprozessen, Gleichheit. Endlich!
Und nun? Nach 27 Jahren sitzt die Menschheit ganztägig angeschlossen ans Internet und wird gemolken. Human farming. Nie waren die Monopole umfassender. Nie war die Propagandamaschinerie totalitärer als heute. Das ist ja gut gelaufen mit dem Traum vom Internet als Weltretter.
Selbstverständlich freue ich mich über die Segnungen der Digitalisierungen. Aber ich bin weit davon entfernt, in mehr davon das Heil der Menschheit zu sehen. Eher im Gegenteil: Weniger täte wohl den meisten gut. Die Literatur dazu, welche psychischen Schäden das Internet bei vielen anrichtet, wächst. Dass es mit mehr virtuellem, statt realem Leben, mit mehr Computer statt mehr Natur besser wird, kann ich nicht glauben. Im Metavers liegt nicht die Erlösung.
Ich möchte lieber zu einem gegenteiligen Gedankenspiel anregen: Wie wäre es, wenn die Welt für 5 Jahre aufhören würde mit dem Erfinden. Forschungslabore und Entwicklungsabteilungen einfach 5 Jahre auf Weltreise schicken. Bei vollem Gehalt.
Was würde passieren? Würde die Welt untergehen? Nein, natürlich nicht. Die Welt hat schon eine solche Unmenge an Technologie, dass es genug zu tun gibt, die einfach nur geeignet einzusetzen. Wir brauchen keine neuen Technologien, not more shiny new tools.
Stattdessen gäbe es die Chance, sich in der selbstverständlich entstehenden gigantischen Langeweile mal mit sich selbst zu beschäftigen. Politische Lösungen statt technologischer hätten eine Chance. Das Bewusstsein könnte wachsen. Der Blick für andere, reale Menschen könnte geschärft werden.
Technologie soll einen Mangel kompensieren. Aber wenn Mangel kein Problem ist, sondern Organisation, wie im obigen Dialog mit Russell Brand klar gemacht wird, dann ist nicht mehr Technologie, die Lösung, sondern bessere Organisation, d.h. ein anderes Mindset, andere Werte.
Die Zukunft der Menschheit liegt nicht in der nächsten rettenden Technologie, gar in mehr KI. Die Zukunft der Menschheit liegt in der Besinnung auf den Menschen. Sie liegt im Ende der Kriege gegen sich selbst und gegen die Natur. Schneller, höher, weiter? Nein! Friedlicher, humaner, persönlicher.