Flashback: Fremde überall
Es hat sich nicht geändert seit 2016. Damals hatte ich den folgenden Text als Reflexion über Entwicklungen in Deutschland und den USA geschrieben. Ich habe mich gefragt, woher der Ruck in den Populismus gekommen war.
Jetzt, 6 Jahre später, ist mein Gefühl: Es ist alles noch schlimmer geworden. Denn das, was ich damals “nur” als Symptome wahrgenommen hatte — Maskierung und Distanz —, ist in der Pandemie als Mittel eingesetzt worden. Die Entfremdung ist mithin nicht nur “weiter passiert”, sondern bewusst betrieben worden. Solch grauenhafte Entwicklung hatte ich mir 2016 nicht vorstellen können.
An die Dringlichkeit einer Auflösung der zugenommenen und weiter wachsenden Entfremdung glaube ich deshalb umso mehr:
Jetzt gilt es! Zusammenrücken für den Frieden. Ohne Ausnahme. Kein Muslim, kein Pegida-Anhänger, kein Karnevalsjeck, kein Homosexueller, kein Reichsbürger, kein Trump-Anhänger, kein Schweinefleischesser, kein Langhaariger, kein Obdachloser, kein Fußballfan, kein Rentner, kein Punk, kein Ugg-Träger sollte uns fremd bis zur Entfremdung sein.
Und ich setze hinzu: kein Ungeimpfter und kein Geimpfter, kein Maskenträger und kein Unmaskierter, kein Russe und kein Ukrainer sollte uns fremd bis zur Entfremdung sein. Unsere Gegenüber sind Menschen, auch wenn wir ihre Sichtweisen nicht immer nachvollziehen können. Wir müssen uns alle Mühe geben, ihnen zumindest Respekt zu zollen und sie würdevoll zu behandeln. Dazu gehört, ihnen nicht direkt oder indirekt mit Ausschluss aus der Gemeinschaft zu drohen.
Denn jede Respektlosigkeit und jede “Cancelation” treibt letztlich in die Scham — oder in Wut und Hass. Wenn wir uns weiter entfremden lassen, legen wir eine Lunte an unsere Gesellschaft und zünden sie auch noch an.