Fortschritt braucht Vielfalt
Wie wird die Welt besser? Zufällig. Es sei denn, wir tun etwas dagegen. Aber wie geht das? Wie können Menschen die Welt systematisch verbessern?
Ich denke, wir müssen einsehen, dass wir das nicht planen können. Wir wissen nicht, ob eine Idee, die wir haben, wirklich zu einer besseren Welt führt, wenn wir sie umsetzen. Sicher, wir würden gern zu solcher Vorhersage fähig sein, wir reden uns diese Gabe auch immer wieder ein - doch ich glaube, wir haben sie einfach nicht. Wo wir meinen, dass es so war, dass wir eine bessere Welt geplant und geradlinig implementiert haben, ist das eine Beschönigung und ein Ergebnis von resulting.
Nein, ich denke, wir können nur Ideen, besser: Hypothesen haben - und müssen dann ein Experiment machen. Vielleicht wird die Welt besser, wenn wir die Idee umsetzen, vielleicht aber auch nicht.
Wenn eine bessere Welt nun aber nicht geplant werden kann, dann ist keine Idee alternativlos. Es kann sein, dass die Welt nach Umsetzung der Idee besser ist - oder sie ist es nicht. Das sind zwei alternative Zustände der Welt.
Wenn wir die Welt besser machen wollen, dann gibt es nur eine Systematik: den A/B Test. Wir müssen bereit zum Experiment sein. Wir können in einem Teil der Welt eine Idee umsetzen und dann mit dem Rest der Welt vergleichen. Oder wir können die ganze Welt unter die Idee bringen und mit der Vergangenheit vergleichen. Ohne Vergleich und Ergebnisoffenheit geht es aber nicht.
Außerdem braucht es Reversibilität bzw. Wahlmöglichkeit. Wenn sich die Idee als nicht so gut herausstellt, dann sollte die Welt in den alten Zustand zurückversetzt werden können. Oder zumindest sollten Menschen die Möglichkeit haben zu entscheiden, ob sie dort leben wollen, wo die Idee umgesetzt wurde oder dort, wo sie nicht umgesetzt wurde.
Überhaupt ist diese Wahlfreiheit zwischen vielfältigen verschiedenen Welten eine Grundvoraussetzung für Fortschritt, scheint mir. Das sagt doch auch jede Verbraucherzentrale ihren Verbrauchern: Übt euer Wahlrecht aus und kauft dort, wo ihr die Qualität bekommt, die ihr wollt. Nachhaltig, preiswert, fair, bio… was auch immer gewünscht wird, entsteht in größerer Menge bei Konsumgütern nur, wenn Konsumenten von Anbieter A zu Anbieter B wechseln, bei dem sie schon mehr von dem bekommen, was sie wollen. Dadurch fühlt sich Anbieter A motiviert, nachzuziehen und vielleicht sogar B zu übertreffen. Oder C tritt auf und macht es noch besser.
Abstimmung mit den Füßen. Dadurch wird die Welt besser. So geht Fortschritt.
Umgekehrt: Wenn es keine Vielfalt mehr gibt, wenn keine Alternativen mehr zugelassen wird, dann kommt die Welt zum Stillstand. Irgendetwas passiert natürlich immer - doch besser wird es nicht verlässlich. Das Gegenteil ist zu erwarten.
Deshalb: Fortschritt braucht Vielfalt. Ideenvielfalt, Angebotsvielfalt, Meinungsvielfalt - und dann die Möglichkeit der Wahl.
Der freie Markt, auf dem alles in verschiedenen Ausprägungen angeboten wird, scheint mir daher eine der größten zivilisatorischen Erfindungen. Und wo er noch nicht (oder nicht mehr) existiert - z.B. bei Gesellschaftsformen -, da sollte er eingeführt werden. Sonst ist kaum Besserung in Sicht.
#gesellschaft #wissenschaft #politik