Konsum ist Solidarität
Nur durch Solidarität konnte in Corona-Zeiten Leben geschützt werden. Sagte man. “Ich bleibe für dich auf Abstand.”, “Ich setze die Maske für dich auf!”, “Ich lasse mich für dich impfen!” waren die Solidaritätsbekundungen. Und wer dieser Logik nicht sofort folgen wollte, der wurde unhöflich bis gewaltsam dazu gebracht.
Und nun Vorweihnachtszeit 2022: Die Läden sind leer. Die Weihnachtsbasare sind voller Lücken. Der krisengebeutelte Deutsche hält sich beim Konsum zurück. Das Geld muss schließlich für Heiz- und Stromkosten gespart werden; dazu kommt noch die Inflation. Und wer weiß, was nächstes Jahr als Krise ausgerufen wird! Zu sparen scheint angesichts großer Unsicherheit mehr als klug.
Aber ist Sparen auch solidarisch? Muss das nicht stets die Frage in postcoronaren Zeiten sein? Entscheidungen wie Abstand, Maske, Impfung und auch Sparen dürfen doch nicht dem Einzelnen überlassen werden. Der könnte sich unsolidarisch verhalten. Egoismus ist den Menschen Natur!
Die persönliche Freiheit war zweitrangig in Corona-Zeiten. Es ging schließlich um alle und um alles. Solidarität statt Eigennutz war geboten.
Warum diese schöne Haltung jetzt aufgeben? Es ist wieder, nein, immer noch Krise. Da sollte auch wieder, nein, immer noch Solidarität ganz oben stehen im Umgang mit dem Nächsten. Oder? Deshalb:
Sparen ist Verrat an der Gemeinschaft! Sparen ist unsolidarisch.
Wer spart, denkt nur an sich. Denn, wer kein Geld ausgibt, senkt den Umsatz der Anbieter von Waren und Dienstleistern, seien das Kaufhäuser, Kinos, Gaststätten, Hundesalons, Boutiquen, Keksbäckereien oder Autohäuser. Umsatzrückgang macht es schwer, die Lohnkosten für Angestellte aufzubringen. Nicht nur Kurzarbeit, sogar Entlassungen drohen, wo der Konsum nachlässt. Kurz:
Wer nicht konsumiert, gefährdet Arbeitsplätze.
Zuerst sind es nur die am point of sale, z.B. dem Hundesalon oder dem Kaufhaus. Über kurz oder lang jedoch wirken sich deren Umsatzrückgänge allerdings auch auf ihre Zulieferer aus. Hersteller von Hundebürsten, Parfums, Bekleidung, Mixern verzeichnen weniger Bestellungen, machen weniger Umsatz… Schließlich ist die Entlassung von Angestellten alternativlos.
Jeder Angestellte ist daher aufgefordert, sich genau zu überlegen, ob er die eigene Konsumzurückhaltung auch bei den Kunden seines Arbeitgebers spüren wollen würde. Wenn nicht, dann heißt es, selbst auch keine Konsumzurückhaltung zu üben.
Für den Konsum gilt die Goldene Regel:
Goldene Regel der Konsumgesellschaft
Konsumiere, um die Arbeitsplätze deiner Mitmenschen zu erhalten, wenn du möchtest, dass sie konsumieren und damit deinen Arbeitsplatz erhalten.
Konsum ist solidarisch. Konsum ist eine Bürgerpflicht.
Wer in diesen Zeiten auf Konsum verzichtet, gefährdet die Existenz anderer Menschen.
Wer das nicht begreift und auf seiner Freiheit zum Konsumverzicht besteht, ist ein Konsumstörer. Solch eigenständiges Denken ist gesellschaftsschädlich. Es kann nicht geduldet werden, wenn die Einheit aller gefragt ist, um gegen Viren, Russen und was danach kommen mag zusammenzustehen.
Nicht auszudenken, was aus Konsumverzicht und folgender Entlassungswelle erwachsen mag. Die Ungleichheit würde weiter vergrößert. Das Land geriete unter noch größere Spannungen. Schließlich würden die unkonsumierten Menschen, deren Arbeitsleistung nicht mehr bezahlt werden kann, auf die Straße gehen. Das ist natürlich zu vermeiden. Unfrieden ist zu vermeiden. Konsumieren ist mithin nicht nur solidarisch. Es gilt auch:
Konsumieren für den Frieden!
Der Wichtigkeit des unausgesetzten Konsums ist nicht zu unterschätzen. Konsum wirkt wie ein Wellenbrecher; flatten the curve durch Konsum. Nur auf diese Weise kann vermieden werden, dass das Sozialsystem nicht überlastet wird.
Der Bürger ist nicht frei, zu konsumieren. Konsumieren ist Bürgerpflicht. Denn im Konsum sind nicht nur alle Bürger gleich, sie beschützen auch einander. Des einen Konsum ist des anderen Brot — und umgekehrt.
Wer angesichts solch evidenter Wahrheit noch strickt statt zu kaufen, noch kocht statt ins Restaurant zu gehen, noch heimwerkert statt den Handwerker zu bestellen, sich mit Leitungswasser begnügt statt einen Latte Macchiato vom Barista zu holen, noch im Wald wandert statt in einem Freizeitparkt das Glück zu suchen… der ist ein Gesellschaftsschädling und gehört mindestens höher besteuert. Nein, besser, der verwirkt sein Recht, vom Sozialsystem unterstützt zu werden.
Wer andererseits diesen Zusammenhang zwischen Konsum und Existenz des Nachbarn, des Nächsten versteht, wer seine solidarische Pflicht kennt, der unterschreibt das Motto der Stunde:
Geht einkaufen!
Der Dank zukünftiger Generationen wird nur dem solidarischen Konsumenten gewiss sein.