Mit Verbot ins neue Jahr?
Das Jahr beginnt und schon wird nach Verboten gerufen.
Fällt denn niemandem auf, dass auch die schon existierenden Verbote, Regeln, Gesetze, Bevormundungen zu dem Zustand geführt haben, der von allen beklagt wird?
Die Welt ist am Ar.... mit so vielen Verboten, wie wir haben. Nicht trotz, sondern wegen. Das liegt für mich auf er Hand. Denn die Regelungswut erzeugt Komplexität. Niemand schaut mehr durch. Rechtsunsicherheit erzeugt das Gefühl, unfair behandelt zu werden. Unfairness führt zum Wunsch, das System auszutricksen. Abkürzungen werden genommen, wo man sie findet. Dagegen werden Kontrolleure, Prüfer, Polizisten aufgefahren. Ein Wettrüsten ist im vollen Gange — natürlich unterhalb der Verbrechensgrenze. Alles mindestens legitim, wenn nicht sogar legal. Vor allem aber egal; Hauptsache ist, der persönliche Vorteile springt heraus. Denn wer sich eingeengt fühlt, will sich frei machen.
Vielleicht wäre es also mal Zeit, es auf andere Weise zu probieren. Denn: Nach fest — also feste, feste weiter Verbote erlassen —, kommt ab. Das weiß jeder Handwerker.
Wenn die Menschen entscheiden, ihr Geld nicht für höhere, regierungsideologieverschuldete Heizkosten zu sparen, sondern zu verböllern, dann ist das eben so. Es ist ihre Vorstellung von einem guten Leben — so sehr das auch anderen widerstreben mag.
Ich kann auch nichts mit Rauchen oder Alkoholkonsum oder Chicken McNuggets oder BDSM oder Formel 1 anfangen — dennoch finden das Millionen von Menschen klasse. Na, dann...
Das ist doch aber nicht so schädlich wie das Böllern? Ach, wirklich? Was sind denn die gesellschaftlichen Kosten von Tabakkonsum und Alkoholkonsum und Fehlernährung usw.? Milliarden kostet das alles — und gleichzeitig trägt es zum BIP bei. Wer würde sich nicht über ein höheres BIP freuen?
Nein, wir brauchen nicht mehr Verbote. Weniger Korsett ist nötig! Mehr Freiheit, mehr Selbstbestimmung und Selbstveranwortung. Im Guten wie im Schlechten. Der Gängelstaat, der Fürsorgestaat, der Zwangssolidaritätsstaat, der führt nicht geradlinig und verlässlich zu besseren Verhältnissen. Mehr Bevormundung macht die Welt nicht besser, sondern ärmer. Ärmer an Vielfalt der Lebensentwürfe — ja, auch wenn die z.T. selbstschädigend sein mögen. So ist der Mensch eben.
Vom Böllern habe ich mich irgendwann nach meinem 17. Geburtstag verabschiedet. Ich brauche das nicht mehr und finde es nervig, wenn’s überall knallt. Deshalb würde ich es aber nicht verbieten wollen. Wenn’s Böllern droht, verziehe ich mich dorthin, wo ich davon nichts höre.
Die Frage ist vielmehr: Was ist das für eine Welt, in der die Menschen böllern wollen? Vielleicht sollten wir an der etwas ändern, sie lebenswerter machen?
Solange die Menschen in Konsum jeder Art und sogar Sucht und — noch schlimmer — in Suizid flüchten, ist etwas im Argen. Und dieses Wurzelproblem führt zum Böllern wie zum Krieg und zum Klimakollaps.
Am Böllern als Symptom mit einem Verbot zu schrauben, löst dieses Wurzelproblem nicht. Es wäre schlichter Aktionismus. Es wäre eine Ablenkung.
Deshalb wünsche ich uns allen für 2023: Weniger Verbote, weniger Gängelung, weniger Propaganda, weniger Ideologie — und viel mehr Nähe und Wärme und Meinungsvielfalt und Verständnis und Freiheit.