Ich bin kein Aufklärer. Das ist überhaupt nicht mein Anspruch. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es scheinbar zu reflexhaften Abwehrhaltungen führt, wenn jemand seine Meinung in dieser monokausalen Welt laut kundgibt.
Oft hörte ich in letzter Zeit Sätze wie: „Ich solle mich nicht so aufregen.“ Oder „Es gibt auch andere Meinungen.“
Nun, ich rege mich nicht auf. Nicht im Ansatz: Ich reflektiere, denke und lasse meine Gedanken frei fließen. Ich stell(t)e auch nie infrage, dass es andere Auffassungen gibt. Ganz im Gegenteil. Ich befürworte nichts mehr als Pluralismus. Und zwar einen, der unterschiedliche Quellen zulässt oder gar einfordert. Pluralismus fängt bei mir da an, wo zu einem Thema antagonistische Auffassungen basierend auf diametralen Quellen ohne Vorbehalte zulässig sind. Echte Diskussionen sind aber längst der radikalen Cancel Culture zum Opfer gefallen. Cancel Culture ist en vogue. Ich bin durchaus der Auffassung, dass unserer Gesellschaft seit Jahren die Meinungsvielfalt grundlegend abhanden gekommen ist.
Im freien Austausch von Gedanken geht es nicht um Rechthaben. Es geht darum, anderen zuzuhören, einer Argumentation zu folgen und ergebnisoffen und unvoreingenommen zu diskutieren. Sich auf andere Sichtweisen einzulassen, scheint unserer heutigen Gesellschaft vollkommen fremd. Wir sollten wieder erlernen, dass es nicht das Ziel einer Unterhaltung oder Diskussion sein darf, dass einer am Ende recht behält.
Schuldzuweisungen, wer dafür verantwortlich sein mag, möchte ich nicht machen. Es liegt an uns allen, weil wir es zulassen. Wir verwenden ziemlich alle dieselben Quellen. Alle Meldungen der Medien gehen auf dieselbe Quelle zurück und verbreiten sich in Windeseile ungebremst und unvalidiert. Wenn die Mehrheit dasselbe sagt, vernehmen es die meisten als wahr. Das ist ein fataler Trugschluss. Wir googeln Wissen und Google zeigt, die aus seiner Sicht relevanten Ergebnisse zuerst an. Das führt dazu, dass die meisten nahezu gleich denken. Uns fehlt die Vielfalt der Quellen. Und uns mangelt es an Zeit, selbst herauszufinden und zu forschen. Zumindest glauben wir das. Haben wir ein Thema, was uns interessiert, googeln wir nach Quellen. Google bestimmt, was passen könnte. Natürlich ist nicht Google an dem Verhalten schuld. Wir müssen es nicht tun. Wir könnten uns auch mit anderen Menschen unterhalten oder in einer Bibliothek selbst unvoreingenommen nach einem eigenen Muster suchen. Echte Bücher lesen, anstatt nur ein paar Fetzen aufzuschnappen. Hinzu kommt, dass sich eine Art radikale Null-Toleranz-Gegen-Irgendetwas Kultur quer durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Klar, alle Meinungen führen auf dieselbe Quelle zurück, weswegen diese Entwicklung nicht verwunderlich ist. “Alle” scheinen nahezu dieselben Dinge zu mögen und sind im Umkehrschluss gleichermaßen gegen dieselben Sachen. Der Pluralismus, der die Gesellschaft bunt machte, ist einer verbohrten, festgefahrenen Keinen-Millimeter-Nach-Irgendwo Gesellschaft der unreflektierten Besserwisser gewichen. Dies führt zum Verlust der freien Gedanken und einem respektvollen Miteinander. Wenn wir uns gegenseitig nicht zuhören, dann verhärten sich Fronten. Dies wiederum fördert die Spaltung der Gemeinschaft.
Ich stelle das fest. Es ist meine Sichtweise, aber ich rege mich nicht über andere auf. Jeder kann tun und lassen, was er möchte. Ich mache nur einfach nicht mit. Ich suche mir meine Informationen selbst. Ich schaue schon 20 Jahre kein Fernsehen mehr, höre kein Radio und lese keine Tageszeitungen. Ich möchte kein Teil der Gleichschaltung und der daraus resultierenden Gleichförmigkeit sein. Vor allem möchte ich mich nicht in Probleme hereinziehen lassen, die gar nicht meine sind und an denen mein Wissen darüber auch nichts ändert.
Betrachten wir nun die Stimmen, die aktuell laut werden und fordern, weiterhin ihre Gesichtsmaske tragen zu dürfen. Es sei schließlich eine freie Entscheidung. Freiheit! Niemand habe sich da einzumischen. Hm, interessant?! Sind es nicht genau die Personen, die vorher von allen forderten, einen Stofflappen im Gesicht zu tragen. Sorry, aber was ist das für eine Selbstwahrnehmung? Mir ist es selbstverständlich vollkommen egal, wenn jemand bevorzugt, seine in Angst getränkte Blödheit offensichtlich im Gesicht zu tragen. Es ist nicht mein Problem. Aber andere über Monate als egoistisch und unsolidarisch zu bezeichnen, weil sie die ganze Zeit vom Recht der freien Entscheidung und Selbstverantwortung gebrauchen machen wollten, aber von einer tyrannischen Staatsmacht davon abgehalten wurden und nun selbst auf exakt dasselbe Recht zu bestehen, ist nicht nur egoistisch, sondern vor allem dreist und deutet auf eine krankhafte Wahrnehmungsstörung hin.
Egoistisch ist es, von anderen zu erwarten, dass sie sich genauso verhalten, wie man es von ihnen erwartet. Und das ist genau das, was diese Personen tun.
Meine Erkenntnis der letzten Wochen ist: Um Zufriedenheit zu erlangen, ist es wichtig, sich auf die eigenen Themen zu fokussieren. Davon gibt es genug. Es ist nur sinnvoll, sich um Dinge zu kümmern, die ich selbst aktiv beeinflussen kann. Dinge hingegen, die ich nicht beeinflussen kann, muss ich nicht mal wissen. Das zieht zu viel wertvolle Energie. Politik und Nachrichten sind für mein Leben irrelevant. Ich kann mich dazu entschließen, sie nicht zu beachten und mir meine Energie von ihrem einfältigen, manipulativen Geschwätz rauben zu lassen. Frag mal jemanden, warum er täglich Tagesschau schaut. Die Antwort ist meist diesselbe: “Man müsse schließlich wissen, was in der Welt so los ist.” Das ist alles! Mal abgesehen davon, dass ich danach nicht wirklich weiß, was in der Welt passiert, frage ich mich, wer ist denn “man”. Ich jedenfalls nicht. Muss ich das wissen, welche Regierung aus niederen Beweggründen gerade eine andere diffamiert und verleumdet und dabei so tut, als wäre es ein ganzes Volk, welches es tut?! Es ist mir egal, denn es hat alles nichts mit Menschen zu tun und schon gar nicht mit denen, die ich kenne und die mir etwas bedeuten. Sie wollen uns ihre konstruierten Probleme aufdrängen und in ihre Intrigen hineinziehen. Es ist eine Illusion, die uns verkauft werden soll, die nicht mit der eigenen Wahrnehmung übereinstimmt, wenn wir aus dem Fenster schauen. Probiere es aus!
Jeder von uns kann es stoppen, dass uns eine kleine Minderheit permanent ablenkt und vom wirklichen Leben abhält. Dafür müssen wir uns nur unserer eigenen Sinne bedienen und aufhören, den falschen Propheten Glauben und Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen zuzuhören. Sie werden von alleine verstummen.
Wenn ich aus meiner Google-Blase raus will, benutze ich gern yandex.com. Russisch und nicht besser als Google, sondern anders. Das ist entscheidend.