So sieht eine Epidemie aus
Früher war ja alles nicht nur besser, sondern auch echter, ursprünglicher: die Ernährung, die Kleidung, der Umgang miteinander. Und auch die Epidemien waren früher echt. Das hat mir ein GEO-Bericht über den letzten Cholera-Ausbruch 1892 in Deutschland in Hamburg klar gemacht.
So war das damals:
Ob eine Infektion vorlag, war unmittelbar und massiv für jeden spürbar:
“Ein Vater, der morgens noch unbeschwert mit der Familie frühstückte, findet womöglich schon abends die amtliche Mitteilung an der Haustür: Frau und Kinder wurden ins Krankenhaus verbracht.”
Die Krankenhäuser drohten nicht überlastet zu werden, sie waren real überlastet:
“Die beiden größten Krankenhäuser, in Eppendorf und St. Georg, verfügen zusammen über 3.820 Betten, von denen die Mehrzahl belegt ist. Dort treffen nun täglich Hunderte Cholera-Fälle ein[.]”
Menschen haben die Drohung unmittelbar empfunden und sind von sich aus auf Abstand gegangen:
“Die Menschen sind in Massen aus der Stadt geflohen; rund 12000 Hamburger stürmen die Hotels und Herbergen im Umland, bis hinauf an die Nordsee. Manche wollen noch viel weiter weg[.]”
Opfer musste man nicht mühsam in einer Statistik suchen; die lagen für jeden greifbar auf den Gängen und konnten wirklich nicht mehr würdig begraben werden:
“Auf den Gängen stapeln sich Leichen. Oder sie werden auf dem Klinikgelände in langen Reihen ins Gras gelegt. Vom Krankenhaus rumpelt ein nahezu ununterbrochener Zug von Leichenwagen, aber auch von Möbelwagen und anderen geschlossenen Fahrzeugen, die beschlagnahmt worden sind, zum Friedhof Ohlsdorf. Dort betten weit mehr als 100 Totengräber in Tag- und Nachtschichten die Cholera-Opfer in Massengräber. An mehreren Stellen der Stadt sind größere Plätze mit Planken umzäunt, um die Toten zwischenzulagern.”
Die Stadt hat in wenigen Wochen vier Mal mehr Cholera-Todesfälle in 10 Wochen zu verkraften wie angebliche COVID-19 Todesfälle in 22 Monaten:
“Nach zehn grauenvollen Wochen geht die Zahl der Neuerkrankungen in Hamburg zurück. Der Erreger hat am Ende fast 17.000 Menschen befallen, 8.605 getötet. Es ist der letzte Cholera-Ausbruch in Deutschland.”
Das nenne ich mal eine Epidemie! Da ging was ab. Das hat niemanden in seinem täglichen Leben kalt gelassen.
Und warum konnte das Problem so groß werden? Die Behörden waren knickerig, hatten Angst vor Handelseinbußen und haben die Augen verschlossen vor der Realität:
“[D]ie Behörden wollen nichts vom Ausbruch einer Epidemie in ihrer Stadt wissen, die damals knapp 600.000 Einwohner zählt. Das Eingeständnis und eine Quarantäne würden Hafen und Handel der Hansestadt schwer treffen. Das will niemand verantworten.”
Information hatte zu keinen Veränderungen geführt. Man wusste es besser - aber das war egal:
“Auch nach der Epidemie von 1831/32 hatte die Stadt nichts zur Verhütung oder Bekämpfung der Cholera unternommen. Um Geld zu sparen, schiebt der Senat das Krisenmanagement Ärzten und freiwilligen Organisationen zu. Selbst jetzt, kurz vor der Jahrhundertwende, existieren in der Hansestadt keine spezialisierten Stationen. Bei Ausbruch der Epidemie sind in Hamburg lediglich vier von Pferden gezogene Krankenwagen einsatzbereit.
Der Hauptfehler: Hamburg schiebt den Bau von Filtrieranlagen für das Trinkwasser, wie sie in anderen Städten längst erfolgreich im Einsatz sind, immer wieder auf die lange Bank – zu teuer. Zeitgleich schreitet der Bau des neuen Rathauses, ein Palast in florentinischer Grandezza, zügig voran.”
So sieht eine Reaktion auf eine ausgebrochene Epidemie aus! Dass sich etwas abzeichnet, ist unerheblich. Es muss erst wirklich etwas passiert sein, bis die Stadtregierung reagiert.
Früher, da gab es also noch richtige Epidemien. Die haben sich durch zweierlei ausgezeichnet:
Jeder Bürger hat unmittelbar gespürt, dass eine Infektion ausgebrochen war. Das Leiden war für jeden sichtbar: zuhause oder auf der Straße, im Krankenhaus, spätestens auf dem Friedhof. Deshalb hat jeder Bürger von sich aus Maßnahmen ergriffen, um sich zu schützen. Deshalb haben Bürger auch Unterstützung von den Behörden gefordert. Das Leid war mit den Händen zu greifen.
Die Regierung wiegelt ab und reagiert nur spät und träge. Sie will von einer Epidemie eigentlich nichts wissen. Die stört nur ihre Wirtschaftskreise. Die Effekte der Epidemie müssen schon sehr massiv sein, damit eingegriffen wird.
Ja, das ist eine Epidemie!
Was bei Corona ist, ist deshalb keine Epidemie. Es ist eine Anti-Epidemie, denn die Welt steht Kopf:
Bürger spüren von COVID-19 nichts. Wenn es keine Tests gäbe und keine Propaganda und keine Maßnahmen, dann würde kein Bürger etwas Außergewöhnliches im Gange vermuten. Menschen werden krank, manche sterben, im Winter mehr als im Sommer. So war das Leben schon immer.
Die Regierung ist massiv proaktiv. Zwar hat sie Pandemie-Leitlinien von vor Jahren nicht umgesetzt, aber seit März 2020 “wird zurückgeschossen”, dass es nur so eine Fürsorgefreude ist. Die Behörden überschlagen sich an Ernsthaftigkeit und Aktivität.
Ist das denn aber nicht, wie auf eine Epidemie reagiert werden sollte? Hat der Staat vielleicht endlich mal etwas gelernt? Insbesondere Hamburg tut sich ja hervor mit seiner Strenge. Man will bestimmt kein zweites 1892 erleben.
Mit Verlaub: Das kann ich nicht glauben.
Ich glaube nicht an die Lernfähigkeit eines immer bürokratischeren Staatswesens. Schon gar nicht glaube ich daran, dass Regierungsvertreter vorauseilend die Wirtschaft lahmlegen zum Schutze der Bevölkerung.
Nein, nein, für mich ist diese gänzlich untypische Reaktion der summarische Beleg dafür, dass es keine Epidemie gibt. Es gibt nichts Besonderes zu sehen. Das ist auch die Erfahrung jedes Bürgers, solange er sein Auge nicht mit Leitmedien bewaffnet. 1892 war genau das jedoch extrem anders. Die Epidemie war eine in der Bevölkerung. Sie war für jeden unzweifelhaft - nur die Behörde tat sich schwer.
So “muss” es sein. Das sind normale, ursprüngliche Epidemie-Verhältnisse. An die kann ich glauben. Da verhält sich jede Partei, wie es zu erwarten ist: Bürger haben zurecht Angst vor einer Bedrohung, Behörden wollen zu unrecht die Bedrohung nicht wahrhaben.
Was also seit 2020 herrscht ist keine Epidemie, keine Pandemie. Es ist etwas anderes.
#corona