Soll Natur Angst machen?
Was ist auf diesem Bild zu sehen?
Mir scheint, es gibt für 77,5% der Bevölkerung vor allem zwei mögliche Erklärungen — von denen allerdings nur eine wahrscheinlich ist. Denn das ist der Anteil der Bevölkerung, der in Städten lebt. Die große Mehrheit fristet ihr Dasein in Beton, auf Teer, in Autos, U-Bahnen, Zügen — abgesehen von kurzen Unterbrechungen für den Transit von der einen Behausung in die andere. Der Natur ausgesetzt sind mehr als drei Viertel der Bevölkerung nicht. Natur ist für sie etwas Besonderes, im besten Fall ein Goodie. “Abstand halten!” ist für die große Mehrheit schon lange das Lebensmotto in Bezug auf die Natur.
Also, was zeigt das Bild? Offensichtlich ist eine Wiese zu sehen. In der habe ich auf dem Rückweg von einem Spaziergang gehockt. Sie hat mich ganz umfangen. Ich war auf Augenhöhe mit Gräsern und Blumen, umschwirrt von Bienen.
Jenseits des Offensichtlichen und Objektiven, was bedeutet das aber? Darum geht es mir. Was macht das Bild mit der Mehrheit der Bevölkerung? Welche Beschreibung ist ihr näher?
Zeigt es einen Sehnsuchtsort? Zeigt es friedliche Natur? Es wächst und gedeiht Nahrung für Insekten, Wildtiere oder auch die eine oder andere Schaf-/Pferdeherde, die dort durchzieht? Der Gang durch die Wiese ist ein beruhigendes Erlebnis? In der Wiese zu sein verbindet mit der Erde. Sie ist eine Kraftquelle.
Oder zeigt das Bild einen Ort voller Gefahren? Was da im Gras schlummern mag? Könnten es Schlangen sein? Vor allem lauern wohl Zecken an jedem Halm, um sich ans Bein des unbedarften Wanderers zu werfen. Das tut nicht nur weh, das führt vor allem zu Borreliose! Eine Wiese darf — wenn überhaupt — nur mit einer Impfung gegen Zeckenbisse betreten werden. Ganz zu schweigen von den Pollen, die solch Wiese absondert! Die erzeugen nicht nur in der Wiese Unwohlsein; ihr Einfluss geht je nach Windverhältnissen weit darüber hinaus. Also: Abstand halten! Außerdem durchstreifen Katzen und Hunde solche Wiesen gern auf der Suche nach Nahrung oder Kurzweil. Die hinterlassen Haare! Eine weitere Gefahrenquelle für das Immunsystem. Schließlich die Sonne über der Wiese: Sengende Strahlen, denen sich niemand ohne eine Schutzcreme aussetzen sollte!
Leider fürchte ich, dass es die zweite Interpretation ist, der der gewöhnliche Betonbehauste sich zugeneigt fühlt. Ja, so weit ist es gekommen, scheint mir. Die Natur macht vor allem eines: Angst.
Nur in abgezirkelten Arealen, in denen Kontrolle herrscht, ist der Natur zu trauen. Wer sie verlässt… tut das auf eigene Gefahr. Und die ist groß! Für den Stadtbewohner unabsehbar groß. Besser, man überlegt sich das zweimal.
Die — natürlich ganz wohlmeindende — Propaganda von Behörden und Gesundheitswesen hat es geschafft, dass die Natur zum Angstfeind wird. Seit Corona Angstfeind Nr. 1!
Ein sicheres Leben gibt es nur in Abstand zu ihr. Allenfalls Profis sollten sich ihr aussetzen und dann natürlich auch nicht ungeschützt. Und da der Mensch irgendwie auch zur Natur gehört, ist auch zu ihm Abstand zu halten. Physisch allemal, aber am besten auch geistig und emotional. Es droht sonst Ansteckung! Die Zecken haben es vorgemacht: klein, aber noch sichtbar, lauern sie darauf, den naiven Menschen mit Bakterien zu infizieren.
Der Mensch, allemal Kinder, sollten sich von Wiesen und anderen natürlichen Gefahrenhorten fern halten.
Ist es technologischer Wohlstand, der von der Natur entfremdet? Wenn Technologie als Gegenteil zur Natur Wohlstand sichert, dann muss das, was von Technologie auf Abstand gehalten wird, zunehmend als bedrohlich erscheinen? Immer weniger persönliche Erfahrungen werden in und mit Natur gemacht. Mehr und mehr wird Natur nur medial vermittelt — und ist somit anfällig für Verzerrungen durch Medienschaffende und Medieneigentümer und alle, die sie benutzen wollen.
Ist die Angst also eine konsequente Entwicklung einer technologiegläubigen Gesellschaft? Oder… ja, oder ist die Angst geschürt? Gibt es Profiteure der Angst?
Vor Corona habe ich das schlicht als degenerative Entwicklung einer Gesellschaft hingenommen. Nach Corona hingegen, frage ich mich, ob es zumindest Treiber gibt, die einen vielleicht existierenden Trend gern für ihre Zwecke verstärken.
Wer profitiert, wenn sich die Zeckenangst ausbreitet? Wer profitiert, wenn sich Allergien ausbreiten? Wer profitiert, wenn die Menschen sich in einer Angstspirale weiter und weiter in Städten aneinander drängen?
Ja, ich glaube, die Natur ist eine Gefahr. Aber nicht für die Menschen ist sie eine Gefahr, sondern für Organisationen. Menschen, die mit der Natur, mit dem Natürlichen auf du und du sind, lassen sich schlicht weniger kontrollieren — so wie die Natur. Sie zu lenken und zu melken, fällt schwerer.
Wer naturnah lebt, konsumiert weniger. Das ist für eine Volkswirtschaft schädlich. Wer der Natur vertraut, vertraut weniger der Technologie — von Maishähnchen bis Impfung. Wer in der Natur lebt, lebt selbstredend weniger zentralisiert und weniger sichtbar; das kann Politik nicht mögen.
Insofern: Natur soll Angst machen. Das ist Programm. Die wachsende Urbanisierung ist dafür der beste Beweis: die Natur wird zurückgedrängt, wo es nur geht.
Und selbst der Umweltschutz wird dafür eingespannt! Erneuerbare Energieerzeugung frisst Umwelt im Meer, im Wald, auf dem Feld und in der Luft.
Das Ergebnis ist eine Generation W wie Weihnachtskugel: zerbrechlich und voller Angst.
Sie sieht Bedrohung in der Natur vor der Tür und im Natürlichsten der Menschen: Dass die Menschen unterschiedliche Meinungen haben und nicht alles als gleich erachten. Damit will sie sich nicht mehr auseinandersetzen.
Das “Natur ist voller Gefahren”-Narrativ hat Erfolg gehabt.