Den Staat auf seinen Platz verweisen
Er ist ein Diener und kein Herr; er ist nützlich oder sollte gewechselt werden
Der Staat ist mein Diener, mir soll es an nichts mangeln — und sollte es mir doch an etwas mangeln, dann wechsle ich ihn.
Nach 2+ Jahren Pandemie-Zwängen, Monaten der Ukraine-Propaganda, Jahren des Energiewendefundamentalismus sowie Migrationschwammalternativlosigkeit auf der Basis immer noch analog-verhafteter Behörden bei verfallen(d)er Infrastruktur ist das mein Fazit.
Ich bin dem Staat nichts schuldig. Ich fühle mich ihm nicht mehr verbunden als Lidl oder H&M.
Der Staat hat für mich den Nimbus des Besonderen verloren. Der Staat hat in meinem Weltbild den Platz gefunden, den er immer hätte haben müssen: den eines Dienstleisters. Nur so wird ein Schuh aus der Idee “Staat”:
Der Staat ist mein Diener.
Nicht mehr und nicht weniger. Der Staat ist für die Bürger da, nicht umgekehrt. Seine Pflicht ist es, dem Volk den Puls zu fühlen und in seinem Sinne zuerst homöostatisch und dann positiv entwickelnd zu handeln. Seine Aufgabe ist die Förderung, enablement, empowerment.
Natürlich war das nicht immer mein Verständnis des Staates. Auch ich habe in der Schule und danach irgendwie etwas anderes vermittelt bekommen. Bei aller Rederei von Demokratie, in der das Volk herrscht — also ein kleines Bisschen auch ich — war der Staat für mich doch gefühlt “oben” und ich “unten”, also Untertan. Der Staat sagt an und ich folge. So war es immer, so gehört es sich, so soll und muss es immer sein. Das war die Suggestion — denn nicht anders ist es zu benennen. Der Staat tut alles, um dieses Bild von sich aufrecht zu erhalten. Es gehört zu seinem Überlebensprogramm.
Doch damit hat sich der Bock zum Gärtner gemacht.
Der Staat ist nur ein Werkzeug. Sein Zweck ist es, den Menschen nützlich zu sein. Er soll ihre Angelegenheiten fördern. Nichts Heiliges, Alternativloses, Unveränderliches haftet ihm an. Es steht deshalb jedem Menschen frei, die Leistung des Staates zu beurteilen — und für ungenügend zu befinden.
Aus dieser Suggestion “Oberlehrer Staat” habe ich mich nun aber befreit. Ich erkenne sie als das, was sie ist. Meine Haltung zum Staat ist jetzt unemotional. Der Staat ist nicht “über mir”; nein, ich nutze den Staat für meine Zwecke:
Der Staat ist für mich eine Plattform.
So stelle ich den Staat vom Kopf auf die Beine. Jetzt erst kann ich ihn für mich arbeiten lassen, so wie es immer gedacht war.
Der Staat bietet mir Dienstleistungen, nicht mehr und nicht weniger. Er kann ein guter Dienstleister sein und ich bin mit ihm zufrieden; oder es kann mir einen Bärendienst erweisen — dann wechsle ich zu einem anderen Staatsdienstleister.
Früher war ich ein Windows- und Dell-Fan. Lange Jahre habe ich nichts darauf kommen lassen. Doch irgendwann wurde mir die Kombination zu beschwerlich, ich fühlte mich in meiner Produktivität behindert. Also habe ich meine Freiheit genutzt und die “Computerdienstleister” gewechselt. Microsoft/Dell raus, Apple rein. Seit 12 Jahren bin ich sehr zufrieden mit MacOS auf MacBooks plus iOS auf iPhone und iPad. Ich freue mich, wenn für mich das Preis-/Leistungsverhältnis für dieses Paket noch lange stimmt — Veränderung kostet immer etwas Mühe; die spare ich mir gern —, doch ultimativ bin ich auch bereit, wieder zu wechseln, falls Apple in seiner Leistung abfällt.
Dasselbe gilt für Telefondienstleistungen oder Versicherungsdienstleistungen oder Finanzdienstleistungen: Solange der Service stimmt, gibt es keinen Grund für mich zu wechseln. Stimmt er nicht mehr, suche ich mir einen neuen Anbieter.
Mit dem Staat ist es nun nicht anders. Er ist ein Dienstleister, genauer: ein Plattformdienstleister. Seine Services sollen mir ermöglichen, mein Leben nach meinem Gefallen zu gestalten. Der Staat bietet dafür ein Fundament und einen Rahmen. Er bietet mir Freiraum, Spielraum, Entfaltungsraum. Dieser von ihm aufgespannte Raum ist weit oder eng; ich fühle mich empowert oder begrenzt; mein Leben wird gefördert oder heruntergezogen.
Der Staat kann seine Sache also gut machen, d.h. mir viel ermöglichen und mich nur so wenig wie absolut nötig einschränken. Das ist dann kein schwacher Staat, sondern einer, der seinen Platz kennt. Oder der Staat kann pervertieren und sich zu meinem Herrscher aufschwingen; dann tut er so viel wie möglich für sich selbst und lässt mir so wenige Freiheiten wie nötig, damit ich gerade nicht rebelliere.
Die letzten 2+ Jahre haben mich nun in dem Gefühl bestätigt, das ich seit vielleicht 2015 schon langsam entwickelt hatte: Allemal der deutsche Staat, der vielleicht früher, viel früher einmal seinen Auftrag richtig verstanden hatte, ist übermütig geworden — und hat den ihm angestammten Platz verlassen. Vom Diener hat er sich zum Herren ernannt. Er ist übergriffig geworden.
Die deutsche Plattform hat mir zusehends immer weniger getaugt. Der Staat hat meinen Leistungsansprüchen nicht mehr gedient. Da meine Versuche, ihn bei Wahlen in meinem Sinne zu beeinflussen, nicht gefruchtet haben, sah ich mich gezwungen, die Plattform zu wechseln. (Insofern: Anders als bei Unternehmen, deren Geschäftsleitung ich nicht mit wählen kann, ist meine Entscheidung zum Staatswechsel durch das demokratische Wahlangebot hinausgezögert worden; auch “freie und gleiche Wahlen” sind durchaus ein Mittel der Beruhigung. Sie halten den Bürger-Konsumenten hin. Sie sind geeignet, die Suggestion aufrecht zu erhalten.)
Natürlich ist mir die Abkehr nicht leicht gefallen. Wie jeder Dienstleister hatte sich der Staat ja gemüht, mir eine emotionale Bindung einzuflößen. Das, was Menschen bei schlechten Banken, Ärzten, Versicherungen oder Aktien bleiben lässt, wirkt doppelt, gar zehnfach bei der Staatsdienstleistung. Mehr als alle anderen ist die auch mit einer geografischen und sozialen Heimat verbunden.
Doch das ändert nichts daran, dass der Staat eben nur ein Dienstleister wie andere ist und die emotionale Bindung unberechtigt sentimental sein kann und einem objektiv angezeigten Wechsel im Wege steht. Dazu tritt dann noch Informationsmangel oder gar Desinformation, mit denen jeder Dienstleister gern arbeitet, um Kundenbindungen bis kurz vor dem Zerreißen auszudehnen.
Letztlich habe ich mich jedoch meiner Konsumentenfreiheit erinnert und habe den deutschen Staat weitgehend abgestoßen. Ich nutze ihn nur noch für seine Passdienstleistung: der deutsche Pass macht das Reisen in der Welt einfacher. Warum soll ich davon nicht profitieren?
Ich bin dem Staat nichts schuldig. Meine Steuerzahlungen im Rahmen unseres Vertrages während meiner Wohnhaft in Deutschland waren mehr als ausreichend, finde ich. Aus dieser Haft habe ich mich nun selbst entlassen. Den schlechten Dienstleister habe ich durch einen anderen ersetzt. Mein Wohnsitz ist seit einigen Jahren Bulgarien. Das Preis-/Leistungsverhältnis dort erscheint mir deutlich besser.
Derzeit. Denn auch der bulgarische Staat ist nur mein Diener. Der kann seine Schuldigkeit tun und ich bezahle dafür direkt und indirekt. Oder er kann seine Rolle verkennen und ich ziehe weiter.
“Abstimmung mit den Füßen” ist der Motor ständiger Verbesserung. Der Markt, auf dem Konsumenten wählen können, ist eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften, denke ich. Solange Wahlfreiheit herrscht, treibt sie eine Evolution von Angeboten. Um Kunden anzuziehen, müssen sich Anbieter auf dem Markt stets bemühen, ein attraktiveres Preis-/Leistungsverhältnis zu bieten.
Wenn der Westen darauf so stolz ist und meint, das sei die beste Methode, um Produkte und Dienstleistungen immer besser und besser werden zu lassen, dann sollte er auch so konsequent sein, davon die Staatsdienstleistung nicht auszunehmen.
Für Unternehmen ist das bereits so. Die sehen Staaten schon lange als Plattformen, die sie nach Gusto wechseln. Für Unternehmen sind Staaten einerseits notwendige Übel und andererseits Werkzeuge, um ihre Ziele in geografischen Regionen zu erreichen. Sie tun deshalb alles in ihrer Macht stehende, um Staaten in ihrem Sinne zu beeinflussen. Und wo Staaten ihnen gute Leistungen versprechen, lassen sich Unternehmen nieder.
Wenn Bürger denn tatsächlich den Souverän ausmachen, sollte dasselbe allemal für sie gelten. Souveräne herrschen, sie sind frei, sie wählen nach ihrem Gutdünken. Wer als Bürger unzufrieden ist mit Staatsdienstleistungen, darf also genauso wie Unternehmen aufstehen und den Dienstleister wechseln. Das gilt nicht nur für Afrikaner, die meinen, der deutsche Staat würde ihnen besser dienen als ihr heimatlicher. Nein, auch jeder Deutsche, Däne, Russe, Israeli oder Franzose sollte seine de facto (noch) existierende “Konsumentenfreiheit” nutzen, um den für ihn besten Staatsdienstleister zu wählen.
Rico schrieb in einem Beitrag:
“Es gibt nur einen Weg aus dem Schlamassel. Und dieser Weg ist, das eigene Leben selbst und frei zu gestalten. Egal, was in der Clownswelt gerade abgeht. Es gibt immer Wege, dieses System für sich zu nutzen und auszunutzen.”
Genau darum geht es: das “System für sich zu nutzen und auszunutzen”.
Es gibt keine “Pflicht und Schuldigkeit”; niemand ist an seinen Staat gebunden — und wo das doch mittels Gewalt erzwungen sein sollte, ist die Übergriffigkeit umso deutlicher. Dann ist es höchste Zeit, sich ihr zu entziehen.
Der beste Weg zu einem besseren Leben ist nicht unbedingt der einer Demonstration auf der Straße für ein besseres Leben, sondern die selbstverantwortliche Lebensgestaltung: Das Leben jetzt selbst besser machen durch Wahl einer anderen Plattform, ist ein völlig legitimes, gar legales Mittel.
Wer willst du sein in diesem Bild? Welche Rolle soll der Staat in deinem Leben spielen?
Es ist deine Entscheidung!
Für mich ist es eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten, insbesondere der letzten beiden Jahre, dass es nichts bringt, sich am System aufzureiben und dagegen zu kämpfen. Es ist verlorene und unwiederbringliche Lebenszeit. Wir besitzen das Recht den Staat als unseren Diener zu sehen und das System so zu nutzen, dass es uns dient. Das werden uns der Staat und seine Untertanen nie sagen. Das kann man nur selbst herausfinden und in aufrechter selbstbewusster Haltung umsetzen. Dazu braucht man Rückgrat. Hat man ein starkes Rückgrat, geht man aufrecht und bückt sich nicht. Schon gar nicht vor einem, der eigentlich Diener ist.
„Der beste Weg zu einem besseren Leben ist nicht unbedingt der einer Demonstration auf der Straße für ein besseres Leben, sondern die selbstverantwortliche Lebensgestaltung…“
Nur die eigene, selbstverantwortliche Gestaltung kann das System schlussendlich beeinflussen oder verändern. Solange Menschen auf der Straße demonstrieren und ihre Änderungswünsche gegenüber ihren Herren lautstark kundtun, bleibt die Erwartungshaltung an den Staat erhalten. Denn der Staat soll die Forderungen und Wünsche umsetzen, nicht die Menschen selbst. Das Verhältnis von oben und unten bleibt damit bestehen und wird sogar noch gestärkt.
Menschen müssen erkennen, dass der Staat ihr bezahlter Diener ist und auch so handeln. Wir müssen nicht bitten, sondern fordern oder eben einfach den Dienstleister wechseln.