Dass mein Beitrag bei LinkedIn nicht einfach “so durchgehen” würde, hab ich irgendwie geahnt. Dass es aber so schräg laufen würde… das hätte ich nicht gedacht.
Der Hergang
Getriggert hatte mich dieser Beitrag, in dem von “Klimaleugnern” und “Schwurblern” die Rede ist.
Dieser Beitrag bezog sich auf die Aussage des Nobelpreisträgers John F. Clauser, wie sie z.B. hier wiedergegeben ist:
Der zitierende Beitrag enthielt ein Bild mit dieser Aussage (siehe unten). Der kritisierende Beitrag hatte den zitierenden kommentiert weitergeleitet. Und ich nun habe den kritisierenden Beitrag wiederum geteilt mit einer Klage über die Wortwahl der Kritik. (Tut mir leid, dass das ein bisschen kompliziert klingt.)
Ob ich finde, dass der zitierte Nobelpreisträger richtig oder falsch liegt, war nicht der Punkt, um den es mir ging. Ich habe meine Ansicht dazu geäußert, dass in einem Ton kritisiert wird, den ich unerträglich abwertend und abfällig finde. Wieder wird so kritisiert, denn es wiederholt sich damit, was in der Corona-Pandemie schon den Menschen über die Lippen gekommen ist: Ausgrenzendes, Spaltendes, Überhebliches, Moralisierendes. Oder kurz: gänzlich Unhöfliches und Undemokratisches.
Die Zensur
Aber darum gehts mir hier nicht. Erstaunlich ist, was anschließend bei LinkedIn passiert ist.
Der zitierende Beitrag wurde mit dem Stempel “FALSCH” versehen. Das halte ich schon für eine Anmaßung einer Plattform wie LinkedIn. Ihre Aufgabe ist es nicht, nach ihrem Dafürhalten, Darstellungen — ob zitiert oder originär — als korrekt oder inkorrekt zu bewerten.
Mein Beitrag wurde mir als (für meine Verhältnisse) reichweitenstark gemeldet. Er war also eine Zeit lang sichtbar.
Mein Beitrag wurde dann allerdings für mich gesperrt. Ich kann ihn weder über die Impressions-Meldung aufrufen, noch über seinen Link. Stattdessen sehe ich:
Mein Beitrag taucht in meinem Konto nicht mehr unter meinen Aktivitäten auf.
Mein Beitrag ist für meine Frau allerdings noch in meinen Aktivitäten zu sehen, wird dort jedoch ohne den kritisierenden Beitrag gelistet, den ich geteilt hatte.
Interessanterweise kann meine Frau jedoch den Link des Beitrags kopieren und auf einer eigenen Seite öffnen — und dort wird mein Beitrag wieder mit dem kritisierenden angezeigt, auf den ich reagiert habe:
Ist doch spannend, was da so bei LinkedIn passiert, oder? Eine Beurteilungsmaschine ist angesprungen und hat den zitierenden, ursprünglichen Beitrag als “falsch” eingestuft. (Der Stempel war zum Zeitpunkt meines kommentierenden Teilens nicht darauf.)
Und dann hat LinkedIn angefangen, meinen Beitrag zu verzerren oder sogar zu sperren. Bis dahin allerdings waren schon Kommentare eingegangen. Auf die kann ich nun jedoch nicht mehr reagieren, weil ich ja keinen Zugang mehr zum Beitrag habe. Ich kann also nichts weiter erklären oder klarstellen.
Mein Fazit
Was ist zu solchem Vorgehen eines sozialen (?) Netzwerkes zu sagen? Mir fällt nur ein: erschreckend, unwürdig, empörend.
Ich wiederhole mich: Es geht nicht darum, was Clauser, Wischer, Buchinger, Westphal gesagt haben. Niemand hat sich zensurwürdig geäußert (selbst wenn Buchingers Formulierungen mich zu meiner Klage veranlasst haben). Was sollte überhaupt zensurwürdig sein? Wer soll das bestimmen? LinkedIn? Ist LinkedIn Judge Dredd?
Niemand hat sich zensurwürdig verhalten und doch hat die Zensur zugeschlagen. Sicher ist das kein Einzelfall. Nichts ist hieran speziell. Doch genau das ist das Problem: die Zensur findet statt, ganz breit und offen. Und niemand regt sich auf.
Wer zensiert wird, ist still. Das will Zensur ja erreichen. Andere kriegen es nicht mit und sind still. Das will Zensur auch erreichen. Wer es dennoch mitkriegt… der will sich mit Zensierten nicht gemein machen; das könnte ja zur Zensur führen. Das will Zensur ebenfalls erreichen.
So nimmt der neue Autoritarismus (oder Schlimmeres) seinen Lauf. Dafür braucht es gar keine direkte Ansage “von oben”. Nicht der Staat hat hier zensiert. Er hat es nicht einmal gefordert. Wie perfide! Die Zensur ist freiwillig; sie ist vorauseilender Gehorsam einer Plattform, die sich dem Staat andient.
Neu ist das wahrlich nicht mehr. Auch ich habe es in den Corona-Jahren schon gesehen. Dennoch bin ich ein kleines Bisschen überrascht, wie geölt die Maschine weiterläuft. Gestern waren es Corona-Leugner, dann Putin-Versteher, jetzt Klimaschwurbler… Was kommt morgen? Es gibt eine Parole des Tages und wer sie nicht treu aufsagen mag, der wird ausgeschlossen.
Das freut natürlich so einige. Doch ich glaube, die, die sich heute noch darüber freuen, dass die anderen zensiert werden, sollten sich nicht zu sicher fühlen. Morgen gehören sie selbst zu denen, die in Ungnade fallen. Doch dann ist es zu spät. Das System, dem sie vormals applaudiert hatten, frisst sie selbst.
Krasse Sache, aber irgendwie nicht verwunderlich. Wer zensiert, hat etwas zu verbergen oder eben keine Argumente. Fakt ist in jedem Fall, dass Social Media Plattformen nicht urteilen oder bewerten dürfen.
Insgesamt sehe ich Zensur als einen entscheidenden Bestandteil totalitärer Regime, da sie die Freiheit der Menschen einschränkt, ihre Gedanken und Ideen auszudrücken, und die Regierung in die Lage versetzt, ihre Kontrolle und Macht unangefochten zu erhalten.
Am Ende -und das sage ich schon seit 2020- müssen wir unsere eigenen Plattformen bauen und die Posts auf einer Blockchain unveränderlich wie das gesprochene Wort machen. Nicht greifbar für zunehmend totalitär agierende Regierungen, da dezentral.
Passend zum Thema https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus246444384/Schwurbeln-fuer-das-Gute-warum-neuerdings-alles-problematisch-ist.html