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Veränderung braucht Intellektuelle
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Veränderung braucht Intellektuelle

Ralf Westphal
Sep 20, 2022
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Veränderung braucht Intellektuelle
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Warum waren eigentlich die Intellektuellen in den letzten 2,5 Jahren so still? Oder warum waren sie vor allem Papageien der Regierung? Vielleicht ist dies eine Erklärung:

"No mass movement can ever occur until the intellectuals have first been stirred. There has never been a revolt to the masses anywhere, anyplace, at any time; and it's conceptually impossible.", Andrew J. Galambos, 1968

Intellektuelle sind Legitimierer. Wo sich etwas in den gesellschaftlichen Zuständen verändern soll, da braucht es Intellektuelle, die “dem Mann auf der Straße” als Autoritäten Rückendeckung geben. Es braucht sie auch, um Probleme herauszuarbeiten und ein Zielbild zu konturieren. Intellektuelle — so sehr ihnen auch immer wieder Abgehobenheit und Unverständlichkeit vorgeworfen wird — sind also Katalysatoren für Veränderungen.

Karl Marx
Bildquelle

Das weiß das Volk allerdings nicht; es sucht sie nicht auf, um sich für die dumpf gewollte Veränderung strukturieren und aufladen zu lassen. Dem Volk passieren deshalb Intellektuelle höchstens — oder ihre Zerrbilder, die Populisten, dienen sich ihm aktiv an.

Das Intellektuelle für die Veränderung wesentlich sind, wissen aber Herrscher. Deshalb umwerben sie Intellektuelle.

Intellektuelle sind die Legitimierer der heutigen Zeit. Ganz früher waren es mal die heiligen drei Könige, die Jesus “legitimiert” haben; dann waren es zwischendurch Bischöfe, Kardinäle oder Papst, die wiederum Könige und Kaiser legitimiert haben; seit 150 Jahren sind es nun “Dichter und Denker”. Immer braucht Herrschaft eine Legitimation. Das ist schlicht ökonomisch. Sonst verzettelt sie sich in Kämpfen gegen Zweifler.

Herrschaft, die etwas in ihrem Sinne bewegen will oder umgekehrt versucht, Verhältnisse zu stabilisieren, umwirbt deshalb die Intellektuellen. Sie sollen beim manufacturing of consent helfen.

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6 months ago · 1 like · Ralf Westphal

Dass die Regierung in den letzten beiden Jahren massiv etwas sehr spezifisches gewollt hat, sollte unbestritten sein. Die Einmütigkeit und Klarheit in der Politik war selten so deutlich. Mir scheint es daher plausibel, dass deshalb alles dafür getan wurde, die Intellektuellen frühzeitig “einzubinden”. Die sollten gar nicht erst auf falsche, eigene Gedanken kommen. Auch deshalb war es wichtig, “das falsche Denken” schnellstmöglich als karriereschädlich zu kennzeichnen.

Intellektuelle sollten nicht auf die Idee kommen, den Massen eine Legitimation für Widerstand zu liefern. Nicht in der Corona-Krise, nicht in der nun fabrizierten Ressourcenkrise. Wer erfolgreicher “Dichter und Denker” bleiben will, sollte besser nur im Rahmen der Regierungsmeinung dichten und denken.

Die Angst der Regierung vor den Bürgern war, so scheint mir, der Grund, warum Intellektuelle so still waren und sind. Querdenken war von ihnen nicht zu erwarten, weil ihnen klar gemacht wurde, dass das karrieregefährlich werden könnte.

Wie lange publikumsfähige freie Geister noch auf diese Weise gedeckelt werden können, wird zu sehen sein. Es brodelt weiter in der Gesellschaft. Mit jeder Schraubendrehung der Politik wird der Druck erhöht. Dass dieser Topf irgendwann seinen Deckel wegsprengt, ist zu erwarten, denke ich. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Meine Vermutung: Wenn die Regale in den Supermärkten sich leeren. Alles andere ist dem Bürger zu abstrakt; aber wenn es ihm an den Konsum geht, ist Schluss mit Gehorsam und Solidarität. Und dann wachen auch die ruhig gestellten Intellektuellen wieder auf.

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2 Comments
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Rico Fritzsche
Sep 20, 2022·edited Sep 20, 2022Author

Die Frage, die ich mir hier stelle, sind Intellektuelle, Dichter, Denker und Künstler denn noch als solche zu bezeichnen, wenn sie ihre Gedanken einsperren lassen und ihnen keinen freien Lauf gewähren, nur um Regierung und Staat zu gefallen? Ich denke nämlich sie können sich nicht länger als solche sehen, wenn sie nur im vorgegebenen Rahmen einer Ideologie agieren. Ein gutes Beispiel ist für mich Richard David Precht, dessen Bücher ich vor der Scheinpandemie für gut und ihn selbst fuer einen systemkritischen Philosophen hielt. Er entpuppte sich aber genau da, wo sein Wissen und seine Bekanntheit gebraucht worden wären, als billige Systemhure, die sogar noch den Staatsterror mit seinen Veröffentlichungen förderte.

Paradoxerweise hatte er erst kurz zuvor in seinem Buch "Hirten, Jäger, Kritiker" derartige dystopische Zustände beschrieben wie wir sie in den letzten Jahren erleben.

Wie in vergangenen Zeiten sind viele Intellektuelle umgekippt, hatten zu wenig Rückgrat, der Gewaltvbereitschaft des Staates zu trotzen. Die, die es trotzdem machten, wurden einfach öffentlich runtergemacht, mussten um Leib und Leben sowie ihren Wohlstand fürchten.

Der Satz "Wer erfolgreicher “Dichter und Denker” bleiben will, sollte besser nur im Rahmen der Regierungsmeinung dichten und denken." erinnert mich an DDR Zeiten, als Dichter, Denken und Künstler vom Staat anerkannt werden mussten, damit sie ihre Berufung ausüben durften. Kunst und Gedanken die nicht frei entstehen können, sondern durch Staaten und andere Religionen legitimiert werden müssen, sind wertlos oder sogar schädlich.

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