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Ist die persönliche Welt eines Menschen nicht gerade die Summe aller sozialen und medialen Interaktionen, die er hatte, hat und annimmt haben zu werden? Nicht mehr und nicht weniger? Und alles nur in seinem Kopf und extrem subjektiv?

Da gibt es immer Informationen, Fakten und Erlebnisse, die man nicht hat. Welche davon die Medien an einen heran transportieren, wird auch wiederum subjektiv gefiltert. Ob es beispielsweise in Krankenhäusern viele oder wenig Covid Patienten gibt, wird immer medial vermittelt sein, solange man nicht selbst hingeht und schaut. Aber das gilt auch für 99,99% aller anderen Informationen, die man aufnimmt.

Ein Umfeld, das irgendwelche Medien aus Prinzip der Täuschung bezichtigt, führt einen sicher genauso on die Irre wie blinder Glaube an eine Wahrheitsinstanz per se.

Es bleibt der persönliche Wunsch, in welcher Blase man glücklich leben möchte.

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Die natürliche Blase ist die der unmittelbaren eigenen Wahrnehmungen. Auch, was man in einem Medium sieht/liest, ist eine Wahrnehmung - nur ist die sozusagen 2. Ordnung: Denn ich nehme etwas wahr, wovon jmd anderes berichtet, das er es wahrgenommen hätte. (Hier dazu noch Gedanken: https://gedankenstrom.blog/p/realitat-ist-auch-nicht-mehr-das)

Solche medial vermittelte Wahrnehmung ist immer verzerrt.

Das, was mir heute besonders aufgefallen ist: Wie wenig relevant medial vermittelte Wahrnehmung ist. Je mehr ich medial vermittelt wahrnehme, desto mehr bin ich Spielball der Intentionen der konsumierten Medienproduzenten.

Es war früher so normal, allerorten vom Schneechaos (oder sonstigen angeblichen Katastrophen) zu hören. Jetzt nehme ich keine Leitmedien mehr wahr und schon gibt es kein Schneechaos mehr. Stattdessen nur schöner Schnee.

Deshalb mein Rückschluss: Was Medien vermitteln, hat seinen Ursprung in mir als Konsument. Ich muss mich nicht über den Journalismus beklagen. Der ist nicht von sich aus grottig, sondern weil die Konsumenten es wollen. Ihren Willen drücken sie aus durch Aufmerksamkeit. Worauf Aufmerksamkeit gelenkt wird, fühlt sich bestätigt und wächst. Das ist an Kindern wunderbar zu sehen.

Wenn mich interessiert, wie es in Krankenhäusern aussieht, dann gehe ich besser in ein Krankenhaus und schaue es mir an. (Das habe ich in Bulgarien mehrfach getan in verschiedenen Krankenhäusern. Meine unmittelbare Wahrnehmung: Es gibt kein Problem jenseits dessen, was an Mangel ganz normal ist.) Wenn ich das nicht tue, scheint es nicht wirklich besonders interessant zu sein. Wenn ich stattdessen einen Bericht darüber in einem Medium lese, ist das kein Ersatz für eine Augenscheinnahme. Ich befriedige einfach mangelndes Interesse mit prinzipiell verzerrter Wahrnehmung. Was soll dabei herauskommen?

Medienkonsum zum Entertainment ist ja ok. Aber Medienkonsum unter der Annahme, ich würde informiert, ist naiv. Weder ist das, was ich lese eine Information (Ein Unterschied, der einen Unterschied für mein Handeln macht), noch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich vor Ort dasselbe wahrgenommen hätte.

Aber wie soll man sich denn dann über die wichtigen Dinge der Welt informieren? Man kann doch nicht überall vor Ort sein.

Was sind denn aber die wichtigen Dinge der Welt?

Ist es wichtig, ob wieder ein Klimaabkommen nicht eingehalten wurde? Ist es wichtig zu wissen, wer in Impfstoffbeschaffungskorruption verwickelt ist? Ist es wichtig, ob in der Ukraine Russen aufmarschieren oder nicht?

Ich finde all das nicht wichtig.

All das hat nämlich keinerlei Einfluss auf meine Handlungen. Ich stehe deshalb nicht früher oder später auf oder arbeite mehr oder weniger oder treibe mehr oder weniger Sport.

Dass ich ausgewandert bin, hat nichts mit dem zu tun, was ich in Medien gehört habe, sondern mit meinem unmittelbaren Erleben mit Behörden.

Ein Klimaabkommen ist mir egal. Ob vor mir aber jemand Müll aus dem Autofenster wirft, das ist mir nicht egal. Wenn ich es aus grundsätzlichen Überlegungen heraus für sinnvoll erachte, keine Kartoffeln aus Frankreich zu kaufen, dann tue ich das einfach - und muss nichts von einer CO2-Abgabe oder so irgendwo lesen.

Werte, Prinzipien, Nachdenken, persönlich wahrnehmen: Das sollte handlungsleitend sein. Rohdaten sind wichtig. Keine Leitmedien.

Ich glaube an keine Wahrheitsinstanz. Und Medien täuschen nicht böswillig, sondern weil Konsumenten ihnen dann mehr Aufmerksamkeit schenken. Medien wollen auch nur "lieb gehabt werden." ;-)

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