8 Comments

Das Thema Macht und damit Gebiete wie Elite ist nicht neu. Nur ist die Forschung in diesem Gebiet verdammt schwierig.

Siehe das Buch Elitesoziologie von Michael Hartmann. Er beschreibt auch dort die Diskrepanz zwischen den Tatsachen, dass die "Mächtigen" per se nie daran sonderlich interessiert sind, dass man erfährt ob und wieviel Macht sie tatsächlich besitzen. Da nunmal auch die Forschung meist von "Mächtigen" finanziert wird, sind die Budgets für Eliten-/Machtforschungsprojekte entsprechend klein, so dass hierbei nur wenige wahre Forschungsergebnisse zu erwarten sind.

P.S. Wenn du ein VTer bist, dann sind das Michael Hartmann, und Klassiker wie Gustave Le Bon, Gaetano Mosca oder Vilfredo Pareto auch. ;-)

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Jan 25, 2022·edited Jan 25, 2022Author

Was ist "VT"?

Dass die Forschung dazu schwierig ist, glaube ich. Am Ende scheint es mir aber auch ein Stück vergeblich und sogar unwichtig, gaaaanz genau zu wissen, wie was läuft. Dadurch wird auch nichts besser. Darin steckt auch noch eine Kontrollillusion - der die Mächtigen auch immer wieder erliegen.

Wesentlich ist erstmal die Grunderkenntnis, _dass_ die Welt nicht die ist, wie man sie darstellt. Not even close! Das beginnt bei soetwas wie der Ernährungspyramide oder dem Schulsystem: Nur das ist gesund, nur so funktioniert es.

Das Muster hinter all dem Feuerwerk der Illusionen: der Verweis auf das Eine. Es ist dieses Eine oder jenes Eine. Früher war dieser Gott, kein anderer! Heute ist es diese Ernährung, keine andere. Oder nur Impfung, nur CO2-Reduktion, nur... was auch immer.

Nur das Eine!

Wo diese Behauptung auftritt, ist einer mit Sack unterwegs, den er den Menschen über den Kopf stülpen will. Das mag gut gemeint sein wie nur irgendwie. Es ist dennoch eine Illusion und macht die Menschen letztlich nicht glücklich.

(Insofern: Auch bei mir ist Vorsicht geboten, wenn ich sagen, nur das Eine ist das Eine Illusionäre😁)

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Hallo Ralf,

mit VT meinte ich Verschwörungstheoretiker. Wenn du einer sein sollst, dann sind es auch die von mir genannte Klassiker auch 😊

Nun, das mit der Forschung hängt ganz davon ab, was man mit den Erkenntnissen anstellen möchte. Ich bin durchaus der Meinung, dass wenn sich mehr Menschen, sich die ähnlichen Gedanken machen würden, wie wir beide nun, die heutigen Mächtigen, es nicht so leicht hätten, deren Macht so lange aufrecht zu erhalten bzw. erst gar nicht so groß aufbauen zu können.

Dabei muss es nicht unbedingt gleich um die Forschung der heutigen Mächtigen gehen, sondern um ganz banale Dinge wie, „Wie erreiche ich, dass andere nicht so viel Macht über mich haben?“ oder „Wie erkenne ich überhaupt, ob jemand Macht über mich hat?“.

Denn ganz nach dem Motto „Tut was ich Dir sage, sonst gibt es kein Abendessen für dich heute“, werden doch unsere Kinder in der heutigen Welt durch die Schulen und Universitäten durchdressiert, um am Ende genau das zu tun, was sie bis dahin gelernt haben und zwar überspitzt gesagt, auf Befehl. Nur wenige dürfen dabei das zusätzlich vorhandene „Geheim-Wissen“ über die Machtausübung im Detail kennen lernen. So lernen nur die wenigstens zum Beispiel in den teuren Führungs-/Manager-Trainings, dass man nicht alle gleich behandeln darf um erfolgreich zu führen. Während der andere Großteil mit Hilfe der Gleichbehandlungs-Mantra der Medien deren Gehirne umprogrammiert bekommt – nach dem Motto „Ich bin so gleich wie andere und muss denen folgen, die gleicher sind als ich“…

Ah ja…

Hätten alle bereits vom Schulalter aus gelernt, wie man zum Beispiel Machteinfluss auf andere selbst ausüben kann und Machteinfluss auf sich selbst erkennen und reduzieren kann, gäbe es weniger „Geheim-Wissen“, durch den die Mächtigen im Vorteil sind. Es gäbe dadurch weniger Mächtige und weniger Machtlose.

PT

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Ja, das macht Sinn: Über die Mechanismen der Macht aufklären.

Der Geschichtsunterricht behandelt Machtverhältnisse. Das ist eher wie Anatomie. Was es bräuchte ist sowas wie Physiologie der Macht :-)

Das Drama des Management ist auch eines der Macht, würde ich sagen. Kein Wunder, denn Management ist ja als Machtinstrument eingesetzt worden, wo natürliche kraftvolle Führung abwesend war; da musste man sich mit einer Polizei bzw. einer "Hirtenstaffel" behelfen.

Wenn der Staat heutzutage privatisieren will, also an Unternehmen verkaufen, wenn er selbst schlanker werden will, also unternehmerischer sein, dann ist es kein Wunder, dass er zu den Bürgern auch eine Unternehmerhaltung entwickelt. Die ist nur im besten Fall paternalistisch, gerade in Deutschland mit seinen Mittelstandspatriarchen. Im schlechteren Fall ist sie Oberlehrerhaft und abgehoben bis despotisch.

Deutschland ein Land der Angestellten und Beamten. Selbstständigkeit nicht gewünscht. Dahin entwickelt sich das Verhältnis zum Bürger: Die Regierung sieht ihn an als jmd der seinen Job machen soll, dem man einen Platz zuweist, der dafür ein Gehalt bekommt. Fertig. Ruhe im Karton.

Wie mir scheint, gefällt vielen Bürgern das. Sie wollen nicht selbstständig und nicht Selbstständig sein. Ob sie überhaupt ein Interesse daran haben, Machtmechanismen zu erkennen?

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Hallo Ralf,

das ist genau die richtige Frage. Jede letzte Selbstständigkeit der Menschen wird durch den Komfort- und Dienstleistungswahn immer weiter unterdrückt. "Betreute" Freizeitaktivitäten, "Betreutes" Arbeiten, und neuerdings auch "Betreutes" Denken. Dies alles ist aus meiner Sicht, die Folge des Jahrzehntelangen "Bearbeitung" der Menschen. Sie sollen bloß nichts selbst machen. Für alles gibt es Experten oder Tools die man (ein)kaufen kann. Alles soll komfortabler, schneller, günstiger sein…

Es ist ein Teuefelskreis, der aus meiner Sicht auch von keiner höheren Macht geplant war, jedoch sicherlich von einigen wenigen für die eigenen Interessen ausgenutzt wird.

Und genau das gilt es für die Menschen zu erkennen. Zunächst erst selbst raus aus diesem Teufelskreis und dann auch andere versuchen zu retten.

BG

PT

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Jan 26, 2022·edited Jan 26, 2022Author

Der Mensch ist eben ein Mangelwesen. Das bedeutet, er muss sich alles hart erarbeiten. Dass sich ein Bedürfnis erfüllt, hat Seltenheitswert. Alles, was ist, ist prekär.

Auf eine solche Welt hin ist der Mensch „gebaut“.

Weil die Energie stets knapp ist, spart er an der natürlich, wo er kann. Sie muss da zur Verfügung stehen, wo am ehesten Mangel zu erwarten ist. An der Front werden auch schnell Kapazitäten aufgebaut (zb Lernen, Muskelaufbau). Die bleiben erhalten, solange sie gebraucht werden. Verschwindet der Bedarf, verlagert sich der Mangel, wird umgebaut: hier Atrophie, dort Kapazitätssteigerung.

Was in dem Ganzen völlig unnötig ist, sind Beschränkungen. Weil es an allem fehlt, muss nie verzichtet werden. Was auch mal im Überfluss da ist, ist bald wieder weg. Alles, was ist, kann also genutzt werden bis zur Erschöpfung, der eigenen od der Ressource. Auch eine freiwillige Beschränkung ist nicht nötig, geradezu kontraproduktiv.

Zumindest war das so bis vor 10.000 Jahren oder so. Also evolutionsgeschichtlich bis grad neulich.

Und dann hat sich etwas geändert. Der Mangel war weg. Jedenfalls ein uralter ganz grundlegender. Und heute sowieso.

Darauf ist der Mensch nicht vorbereitet. Er kann damit nicht umgehen, dass es alles eigentlich immer gibt. Er ist zum Konsum verurteilt.

Er kann auch nicht damit umgehen, dass er keine Energie mehr braucht. Er ist damit zur Atrophie verurteilt.

Maßlosigkeit und Faulheit sind nicht umsonst Todsünden. Nach spätestens 7500 Jahren hatte man das Problem erkannt😉 Nur konnte es nicht „mit Hardware“ gelöst werden. Und die „Softwarelösung“ ist nicht zuverlässig. Bisher.

Dass der homo sapiens ein Erfolgsmodell ist, glaube ich deshalb noch nicht. Wenn er es nicht schafft, sich freiwillig zu beschränken, seine Gier und Bequemlichkeit zu zügeln… dann wird er untergehen.

Sich rundum betreuen zu lassen, ist also durchaus konsequent, natürlich, zu erwarten. Moralisch ist daran auch nichts schlecht. Ob das für die Art ein Erfolgs- oder Holzweg ist, wird sich zeigen.

Wir, die wir das kritisch sehen, müssen mit der Massenhaltung zurechtkommen. Und ich merke ja auch, dass ich selbst bequem bin…😉

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Jan 26, 2022·edited Jan 26, 2022

Das erinnert mich an den Spruch

"Harte Zeiten schaffen starke Männer. Starke Männer schaffen gute Zeiten. Gute Zeiten schaffen schwache Männer. Und schwache Männer schaffen harte Zeiten."

Befindet sich unsere Gesellschaft in einem (unendlichen?) Kreislauf?. Ich schrieb ja oben über ein Teufelskreis… :)

In der Soziologie gibt es dazu auch die Theorie des "Sozialen Zyklus". Demnach ist jede auch so starke soziale Gesellschaft zu einer unvermeidbaren Zersetzung verdammt. Wobei die Länge der jeweiligen Zyklus-Phasen bisher unklar bzw. vielleicht steuerbar(?) sind. Zwar sagten diverse Soziologen bereits vor über 100 Jahren den Untergang des "Westens" voraus, doch bisher hat sich dies, zu mindestens nicht im erwarteter Form, bewahrheitet.

Steht sie aber nun diese "westliche" Welt, dieses "Abendland", kurz vor dem Zerfall? Wenn ja, wie reagiert man als Mitglied dieser Gesellschaft darauf richtig?

Das muss sich sicherlich selbst beantworten und für sich entscheiden: Gebe ich der Gesellschaft eine weitere Chance und treibe die heutige Gesellschaft optimistisch nach vorne, oder betrachte ich nüchtern die Erfolgsaussichten und ziehe es vor, diese Gesellschaft mit einer anderen (östlicheren, südlicheren, …?) Gesellschaft zu tauschen?

Kurz: Kämpfen oder Fliehen?

Ich bekomme mit, dass sich viele, die dies erkannt haben und bereits deren "Munitions-Arsenale" im "Kampf" für diese Gesellschaft verbraucht haben, nun langsam aber sicher in die Richtung der Flucht (oft mit gesenktem Haupt) schreiten.

Flucht-Ziele wie Bulgarien ;-), Irland, Afrika-Länder, Polen, Ungarn, Belarus und Russland werden vom Tag zu Tag aktueller.

Suspekt ist dabei, dass gleichzeitig auch viele Menschen aus genau diesen Ländern widerrum Richtung Westen zu flüchten versuchen.

--

Pawel Tscherkaschin

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