Woher kommt unser Vertrauen in die Medien? Warum gehen wir davon aus, dass das geschriebene Wort in Zeitungen oder die Berichte in Radio und TV wahr sein müssen oder zumindest einen gewissen Wahrheitsgehalt haben?
Noch vor einigen Jahren fand ich es nicht sonderlich ungewöhnlich, dass es eine Tagespresse gibt, die über das regionale Geschehen, Welt und Politik berichtet. Ich habe Tageszeitungen zwar nur selten konsumiert, aber doch hin und wieder bei Bekannten oder Freunden mal in die Hand genommen und darin gestöbert. Nach ein paar Minuten verlor ich das Interesse, weil ich das Gefühl hatte, es gibt nichts wirklich Wissenswertes: oberflächliche Texte zu einer reißerischen Überschrift, Schreckensmeldungen oder banale Geschichten aus der Region.
Das ist meine subjektive Wahrnehmung und an sich nicht weiter dramatisch. Allerdings hat sich meine Sichtweise verändert. Nicht das ich diese Tagespresse jetzt attraktiver finden würde. Nein, ich halte es immer noch für Informationsmüll. Aber eben auch für ein Werkzeug, welches die Denkweise von Menschen manipuliert.
Im Grunde können Medien benutzt werden, um das Denken und Verhalten von Menschen sehr gezielt zu beeinflussen. Die Gefahr besteht darin, dass sie sich selbst als neutrale Berichterstatter ausgeben und von der Mehrheit auch für solche gehalten werden, aber in Wirklichkeit eine Propagandamaschine sind. Sie dienen gewissenlos denen, die das Sagen haben und denen, welche sie bezahlen. Ich meine damit nicht nur, dass eine bestimmte Meinung permanent vertreten wird. Dies funktioniert viel subtiler. Über bestimmte Angelegenheiten wird gar nicht, nur zögerlich oder ungünstig platziert, berichtet. Während andere Themen täglich an der Tagesordnung sind. Damit suggeriert man gezielt die Bedeutung und die Gewichtung bestimmter Themen. Konsumenten verinnerlichen es und nehmen Unwichtiges über die Zeit als bedeutungsvoll wahr.
Die Steuerung und die Manipulation der Gedanken erfolgt demnach oft unbewusst und schleichend für die Manipulierten, aber bewusst gesteuert von den Machern im Hintergrund. Die Häufigkeit der Wiederholung bestimmter Themen erzeugt häufig erst im Kopf das Bild, dass es ein Problem geben muss. Dies kann wiederum auch dafür genutzt werden, um von relevanten Dingen abzulenken.
Häufig widersprechen die dadurch erzeugten Bilder vollkommen der eigenen Wahrnehmung, der Realität und sogar den tatsächlich messbaren Kenngrößen oder statistischen Auswertungen. Ein omnipräsentes Beispiel dafür sind die Corona-Dashboards. Sie sind schlichtweg ein billiges Mittel, um eine gewisse Dramaturgie zu erzeugen, bei nüchterner Betrachtung aber irrelevant und nutzlos. Einzig und allein die, die von der Krise partizipieren, ziehen ihren Nutzen aus der erzeugten Hysterie.
Sichtbar wurde das Problem für mich so richtig im Jahre 2020. Es bestand aber genauso vorher schon. Ich habe es gespürt, aber nie so richtig wahrhaben wollen.
Meiner Meinung nach hat sich die Presse schon seit hundert Jahren nicht gerade mit Rum bekleckert, jedenfalls wenn es darum geht, sachlich, objektiv und neutral zu berichten, unterschiedliche Sichtweisen gleichermaßen zuzulassen und gegenüber zu stellen. Zumindest sollten wir nicht dem fatalen Irrtum verfallen, dass der Journalismus in den letzten hundert Jahren in der Lage war, Probleme frühzeitig zu erkennen und benennen und kritischer Gegenspieler zu den Regierenden zu sein.
Gefällig sind sie stets der Hand gegenüber, die sie füttert. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass die Presse ein unerschütterlicher Gegenpart in totalitären Systemen war und ist. Mir ist nicht bekannt, dass die Presse versuchte, die perfiden Ideen im Dritten Reich zu stoppen und anzuprangern. Nein, sie berichteten stolz von der Front und verkündeten von den Erfolgen der Kriegstreiber. Sie waren einfach der Teil der Propaganda-Maschinerie. Paar Jahre später waren es dieselben Gazetten, die den heroischen Kampf der Sozialisten gegen den bösen kapitalistischen Feind beklatschten. Und jetzt jubeln sie denen zu, die ihr eigenes Land abgrundtief hassen und von innen heraus zerstören wollen.
Nein, es gibt keinen vernünftigen Grund, zumindest den Mainstream-Medien in irgendeinerweise zu trauen oder etwas zuzutrauen. Die Kette des Versagens ist einfach zu lang. Sie enttäuschten zu oft. Diese Historie wurde niemals wirklich gebrochen. Sie haben immer wieder bewiesen, dass sie leider nur die schäbigen Handlanger der jeweiligen Herrscher sind.
Jetzt sind sie wieder diejenigen, die Angst machen, statt sachlich aufzuklären und Widersprüche anzuzeigen. Ungefiltert übernehmen sie die Informationen der Regierung, anstatt sie in Erklärungsnot zu bringen, und schüren damit Angst und Spaltung. Ich frage mich, wie es sein kann, dass Menschen, die offensichtlich ein richtiges Problem mit Wahrheit und Aufrichtigkeit haben, plötzlich im Bundestag sitzen können. In der letzten Wahlperiode gab es einen Skandal nach dem anderen: Steueraffären, Betrug, Lobbyismus, Plagiate usw.
Eigentlich bestes Futter für eine kritische Presse. Aber nichts ist passiert. Die große Frage bleibt: In was für einer Gesellschaft leben wir, wenn die Führer keine aufrichtigen, ehrenwerten Personen sind? Wollen wir uns wirklich von den Unehrlichen, den Unaufrichtigen, denen, die eine tiefe Wahrnehmungsstörung und desolates Wertesystem haben führen lassen?
Sind wir im eigenen Denken inzwischen so weit abgestumpft, dass wir (wieder einmal) blind den falschen Führern folgen?
Ich hoffe nicht! Ich habe die Hoffnung, wir werden begreifen und endlich beginnen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Es braucht keine Propaganda, dafür aber Ehrlichkeit, Offenheit, echte(!) Toleranz und vor allem Selbstverantwortung.
Ich bin auch durch Corona aufgewacht aus meinem Journalismustraum. Dass die Yellow Press nix taugt, war ja klar. Oder BILD. Aber FAZ, Zeit, taz, Spiegel... Die schienen für unerschütterlichen, guten Journalismus zu stehen. Natürlich mit politischer Färbung, natürlich nur im Rahmen des menschlich-allzumenschlich Möglichen.
So schien es.
Doch das war immer schon bullshit, glaube ich nun. Umgekehrt wird ein Schuh draus: echter Journalismus war immer die Seltenheit. Er kam vor, fast schon als Versehen. Er konnte mal dort aufsprießen, wo Enthüllung auch mehr Geld versprach.
Letztlich war Journalismus aber meistens verständlich abwesend: https://gedankenstrom.blog/p/journalismus-verstandlich-abwesend Das musste er sein, auch wenn er immer behauptet hat, das sei nicht so. Echter Journalismus ist schlicht teuer und bringt für das ganze Geld zu wenig. Die Inszenierungen von gutem Journalismus, die Nacherzählungen in Filmen hätten eigentlich schon darauf hindeuten müssen. Was so selten ist, kann auch mal überhöht und wieder gefeiert werden.
Das, was wir vom Journalismus erwarten, kann nicht im Mainstream existieren. Das muss in den Augenwinkeln der Macht geschehen, nicht im Fokus.